Start in die Sommerferien

89 Mädchen der Bojasar-Schule sind Teilnehmerinnen des neuen Kalligraphie-Kurses. Jetzt starten die Sommerferien.  Die meisten unserer knapp 5.000 Schüler:innen nutzen sie, um sich auf die landesweite Zwischenprüfungen vorzubereiten.

Bojasar, Juni 2023. „Das hier könnte ich ewig machen“, sagt Hosnia und zeichnet den Schriftzug ihres Namens kunstvoll nach. Schnell noch ein paar Rosen dazu, dann schaut sie zufrieden auf ihr Werk. „Dieses Gedicht ist für meine Mutter. Wenn ich schreibe, vergesse ich alle Sorgen.  Das wünsche ich auch ihr.“

Hosnia ist eine von 89 Schülerinnen der Bojasar-Mädchenschule, die seit zwei Wochen die neue Kalligraphie-Klasse belegen. „Dabei geht es um weit mehr, als einfach nur Schönschreiben“, so die Kursleiterin. „Wir üben, uns auszudrücken, den Schwung und Rhythmus unserer Sprache zu finden. Wir entwickeln Gedichte und rezitieren sie, um das Auftreten vor anderen zu üben. Der Prozess ist dabei wichtiger, als das Ergebnis.“

Das sieht Fauzia aus Klasse vier anders. Für sie zählt die Bühne und ihr geplanter Auftritt am Kindertag. Mutig geht sie in ihrem Festkleid nach vorne. Mit fester Stimme spricht sie ihr Gedicht und erntet erleichtert tosenden Applaus.

 

Feste und Nachmittagsangebote verschönern den Schulalltag

„Für Mädchen im ländlichen Afghanistan ist Schule die einzige Abwechslung jenseits ihres Familienumfelds“, sagt Bahishta Zahir, Programmreferentin Schulen des Afghanischen Frauenvereins in Hamburg. „Deshalb ist uns wichtig, Schule für sie zu einem Fest werden zu lassen und ihnen zusätzlich zum Curriculum viel Inspiration zu ermöglichen.“

Dazu zählen nicht nur Englisch und Computerkurse für die älteren, auch die Bibliotheken, die jede der fünf Vereinsschulen gerade aufbaut, tragen bei. Sie sind zum Ausleihen verschiedenster Bücher da, für Projekt- und Studientage, Festvorbereitungen oder einfach nur zum Lesen an einem kühlen Ort, für jene, die dem Trubel und der Hitze auf dem Schulhof entfliehen möchten.

Bis zu 35 Grad Celsius im Schatten

Denn der diesjährige Sommer in Afghanistan ist heiß. Umso schöner, dass jetzt mit dem anstehenden Opferfest auch zwei Wochen Hitzefrei und Sommerferien starten. Für den Afghanischen Frauenverein eine gute Zeit, die ein oder andere Schulwand neu zu streichen und kleine Reparaturen vorzunehmen.

Und auch die Schüler:innen bleiben nicht untätig: die meisten nutzen die Ferien, um sich fieberhaft auf die landesweiten Zwischenprüfungen vorzubereiten. Drei Tage dauern sie. Mit der Zeugnisvergabe Mitte Juli werden in jeder Klasse die drei Besten geehrt.

„Ich hoffe, dass auch ich dabei sein kann“, gesteht Hosnia. „Ich möchte meine Familie stolz auf mich machen. Und ich möchte alles tun, um selbst Lehrerin zu werden. Ich sende meine Grüße und Gebete nach Deutschland und zu allen, die uns diese Schule ermöglichen.“

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Herzlichen Dank an alle, die unsere fünf Schulen in Betrieb halten und mit ihrer Spende unterstützen. 10 Euro kostet ein Monat Unterricht für ein Kind, 80 Euro das Monatsgehalt einer Lehrerin.