tausende Familien auf der Flucht vor den Kämpfen

Hilfe zwischen den Fronten

 „Wir müssen stark sein für unsere Mädchen. Sie sind die Zukunft.“

August 2021. Mit großer Sorge verfolgen wir alle die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan. Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen im Mai 2021 hat das gewaltsame Ringen um die Macht im Land verheerende Dimensionen erreicht. In zahlreichen Landesteilen ist die Zivilbevölkerung gefangen zwischen den Fronten. Gefechte, Detonationen, Luftangriffe und immer häufiger auch die Belagerung privater Häuser werden Alltag.

Viele Familien begeben sich auf die Flucht. Einen sicheren Ort gibt es für sie kaum. Die Fronten wechseln täglich, Straßen sind vermint, zahlreiche Grenzen geschlossen. Für Mädchen und Frauen ist die Lage besonders schwer. Die Gefahr, Opfer von Übergriffen oder entfesselter Gewalt zu werden, ist groß. Parallel erlebt Afghanistan eine Dürre. 11 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht, weil die Ernten vertrocknet sind oder während der Kämpfe nicht eingeholt werden können. 

Unsere Hilfe geht weiter

Die Projekte des Afghanischen Frauenvereins laufen unvermindert weiter. Wo immer es möglich ist, wird die Hilfe ausgeweitet:

  • Die inzwischen drei finanzierten Gesundheitsstationen arbeiten unter Hochdruck daran, die rapide wachsenden Patientenzahlen zu bewältigen. „Zahlreiche Menschen sind verletzt oder extrem geschwächt, die Corona-Inzidenzen sind sehr hoch, ohne dass Tests zur Verfügung stehen“ so unser Arzt. „Die Preise für Lebensmittel und Medikamente haben sich vervielfacht. Kostete ein Paracetamol vor wenigen Tagen noch 5 Afghani, sind es inzwischen 15.“ Mit dem Truppenabzug schlossen zahlreiche Gesundheitseinrichtungen. Familien nehmen lange, gefährliche Fußmärsche auf sich, um medizinische Hilfe zu finden.
  • Unsere Schneidereien, Stipendien- und Familienprogramme laufen weiter.
  • Auch unsere Brunnenteams bohren weiter in Gemeinden, die dringend Wasser benötigen.
  • Nach zwei Monaten Corona-Lockdown hat in allen unseren Schulen wieder der Unterricht begonnen. Gerade finden die landesweiten Halbjahresprüfungen statt. Unter großen Gefahren kommen die Lehrkräfte und Kinder in die Schulen. Teils leihen sich Eltern Geld, um ihren Kindern den Schulweg mit Rekschahs oder Motorad sicherer gestalten zu können. „Wenn wir jetzt Angst zeigen und aufgeben, wie können wir dann Vorbild für unsere Schülerinnen sein?“, sagte eine unserer Lehrerin in der morgendlichen Telefonkonferenz. „Wir müssen stark sein für unsere Mädchen. Sie sind die Zukunft.“

Nothilfeverteilungen für 3.600 Familien

„Einige unserer Projektstandorte sind stark umkämpft“, sagt Christina Ihle, Geschäftsführerin des Afghanischen Frauenvereins. „Wir müssen sehr vorsichtig sein und die Sicherheitslage täglich neu bewerten. Vor allem der Transport von Menschen, Hilfsgütern oder Medikamenten ist gefährlich. Wir sind erleichtert und glücklich, dass es unseren Teams in den vergangenen Tagen gelang, in fast allen Projektregionen Nothilfeverteilungen für insgesamt 3.600 Familien einzuleiten.“

Wir danken allen von Herzen, die der notleidenden Bevölkerung in Afghanistan jetzt zur Seite stehen und unsere Arbeit in dieser besonders schweren Zeit unterstützen.  Jede Spende hilft. Taschakkor – Herzlichen Dank!