Die meisten der Geflüchteten sind Frauen und Kinder

Afghanistan: Große Sorge um Lage der Vertriebenen

„Wir müssen Stunde für Stunde entscheiden, ob und wo wir Hilfe leisten, ohne uns und jene, die wir unterstützen, zu gefährden“

Hamburg, 16. August 2021. – Unerwartet schnell nahmen am Sonntag die Taliban die Stadt Kabul ein. „Gerade waren wir dabei, eine große Nothilfeaktion für Binnenvertriebene in Kabul zu starten.  Alle Mitarbeitenden waren im Einsatz, unsere 1.700 Schülerinnen und Schüler in Kabul schrieben parallel ihre Halbjahresprüfungen“, sagt Nadia Nashir, Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins. „Als wir erfuhren, was passiert, brachten sich alle in Sicherheit. Unsere Hilfsprojekte innerhalb Kabuls pausieren in diesen Tagen. Wir müssen jetzt Stunde für Stunde neu entscheiden, wann und wo wir Hilfe leisten können, ohne unsere Teams und die Menschen, die wir erreichen möchten, zu gefährden. Unsere Sorge gilt insbesondere den vielen binnenvertriebenen Frauen und Kindern in Kabul. Sie sind völlig auf sich alleine gestellt und schutzlos. Wir hoffen unsere Nothilfe für diese Menschen schnellst möglich fortsetzen zu können.“

Zahlreiche Projekte laufen weiter

Außerhalb von Kabul sowie in Kunduz läuft die Hilfe des Afghanischen Frauenvereins aktuell weiter. Zwei der drei Gesundheitsstationen im ländlichen Gebiet arbeiten im Akkord, um kranke Menschen zu behandeln. Während in der Region Kabul die Schulen auf Ministererlass vorerst geschlossen sind, ist die Vereinsschule in Kunduz seit zwei Tagen wieder geöffnet. Helferteams verteilten hier am Wochenende Corona-Nothilfepakete. Auch das Brunnenbohrteam ist weiter im Einsatz.

„Die Lage ist extrem volatil, wir müssen sie stündlich neu bewertet“, sagt Nashir.  Nachdem Kabul am Sonntag wie ausgestorben war, seien jetzt die ersten Bäckereien wieder geöffnet, wenige Menschen wären auf den Straßen zu sehen, vornehmlich Männer. Er herrsche große Ungewissheit, insbesondere unter den Mädchen und Frauen. Erst die kommenden Tage würden zeigen, wie sich die Situation weiterentwickelt. „Der Afghanische Frauenverein ist mit der afghanischen Bevölkerung seit 1992 bereits durch sehr schwere Zeiten gegangen. Wir werden auch in Zukunft alles dafür tun, um als humanitärer Partner in Afghanistan Leben zu retten und Entwicklung zu fördern. Dafür sind wir auf jede Hilfe angewiesen und bedanken uns bei allen, die der Bevölkerung Afghanistans in dieser schwierigen Situation nicht im Stich lassen!“