Wie alles begann
Seit 25 Jahren arbeitet der Afghanische Frauenverein e. V. daran, Not zu lindern und Frauen und Kindern eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.
1992 war es soweit. Zwölf afghanische Migrantinnen trafen sich in Bonn und hegten einen großen Wunsch. Sie wollten den Menschen in dem zerstörten Land helfen. Da zu der Zeit Afghanistan weitgehend von der Landkarte der Berichterstattung verschwunden war, wollten sie zudem verstärkt auf die dortige Situation hinweisen.
Was damals mit fünf DM Startkapital klein, aber mit Köpfen voller Ideen, anfing, wuchs sich zur Erfolgsbilanz aus. Aus dem Dutzend Mitstreiterinnen wurden mit der Zeit immer mehr: 2016 gab es bereits 410 Mitglieder und FörderInnen. Regelmäßig überzeugen sich aktive Mitglieder und der Vorstand vom Fortschritt und der Wirksamkeit der Projekte. Die Reisen unternehmen sie auf eigene Kosten.
Standen anfangs vor allem Nothilfeprojekte im Vordergrund, weitete sich die Arbeit des Afghanischen Frauenvereins beständig aus. Zunächst ging es vor allem um die Verteilung von Medikamenten, Lebensmitteln und Sachspenden, doch schon bald wurde die Hilfe zur Selbsthilfe immer wichtiger. Die Projekte werden bis heute nach Bedarf der Bevölkerung vor Ort initiiert. Dazu nutzt der Afghanische Frauenverein immer lokale, personelle Ressourcen.
Bildung, Gesundheit, Handwerk – das sind Säulen, die die afghanische Gesellschaft wiederaufbauen sollen. Das bedeutete anfangs viel Pionierarbeit: Um sich überhaupt ein Bild von der Lage in Afghanistan machen zu können, reisten 1993 Vorstandsmitglieder durch Afghanistan und Pakistan. 1994 wurde dann schließlich das erste größere Projekt aufgebaut: Die Mia-Omar-Mädchenschule in Jalalabad, Afghanistan. Der Anfang war gemacht.
Das haben wir erreicht
Im Laufe der Jahre ließ der Verein für ca. 100.000 Menschen über 500 Brunnen bohren und leistete für über 700.000 Menschen medizinische Hilfe. Mehr als 11.000 Kindern wurde eine Schulbildung ermöglicht. Außerdem konnten etwa 2.300 Frauen zu Schneiderinnen oder Stickerinnen ausgebildet werden. Daneben beschaffte der Verein für über 450.000 Menschen Lebensmittel, Decken, Kleidung und Zelte, wenn nach Erdbeben, Fluten oder Kriegshandlungen eine Notversorgung dringend benötigt wurde.
Insgesamt können wir auf über 100 erfolgreich abgeschlossene Projekte stolz zurückblicken. Heute unterstützt der Afghanische Frauenverein kontinuierlich 12 Projekte wie Schulen, Gesundheitszentren, Brunnenbohrungen, Alphabetisierungsprogramme, Existenzgründung für Frauen und Nothilfeprogramme. Er vermittelt aber auch Familienpatenschaften, von denen es heute ca. 100 gibt. Mit einem neuen Projekt werden ab 2017 insgesamt 14 Absolventinnen unserer Schulen mit Stipendien für den Besuch weiterführender Schulen unterstützt.
Ein weiteres wichtiges Element sind die Fortbildungskurse für LehrerInnen und ÄrztInnen und die PC- und Englisch-Kurse als ergänzendes Bildungsangebot für unsere Schülerinnen. Zudem unterstützen wir die Absolventinnen unserer Schulen bei der Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung an der Universität. Oft arbeitet der Verein abseits der Zentren des Landes, hilft auch in schwer zugänglichen Gegenden, um Landflucht zu verhindern.
Unser Schirmherr – Roger Willemsen
Ab 2006 stand uns Prof. Dr. Roger Willemsen zur Seite – als weiser Ratgeber, großzügiger Spender und engagierter Schirmherr. Die seitdem bestehende Mission, auch in entlegenen Regionen des Landes Brunnen zu bohren, geht auf seine Initiative zurück. Er selbst ließ etwa 100 Brunnen bauen. Unermüdlich war aber auch sein Einsatz für Schulen und Ausbildungsstätten für Mädchen sowie für Mutter-Kind-Kliniken. Mit seiner grenzenlosen Hilfsbereitschaft schuf er wie kein anderer eine Brücke der Toleranz und des Verstehens zwischen Deutschland und Afghanistan. Am 7. Februar 2016 verstarb Roger Willemsen. Er hinterlässt eine große Lücke in unseren Herzen. Wir haben mit ihm einen treuen, lieben Freund verloren. Sein Engagement bleibt in liebevoller Erinnerung. Wir alle möchten die Arbeit auch in seinem Sinne weiterführen.
Unsere Arbeit wäre nicht möglich ohne Sie, die vielen Menschen, die uns in diesen Jahren unterstützt, begleitet und getragen haben:
Unser Dank gilt besonders allen Mitgliedern, Förderern, privaten Spendern, sowie zahlreichen Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Organisationen: den VNB Niedersachsen, Malteser International, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, Scheck-Stiftung – Tatjana Knoop, Clifford Chance Deutschland LLP, Stiftung Dr. Selemann, Gemeinnützige Stiftung Helfen, dem S. Fischer-Verlag, dem Verlag ROOF Music, dem MARE-Verlag – Nikolaus Gelpke, Verlag Krüger & Schönhoff, Cyclos GmbH, Reprografien Annette Hebbeler GmbH, der Michael Horbach Stiftung, Partnerschaft mit der 3. Welt, dem Gymnasium Carolinum in Osnabrück, der Schiller-Schule in Frankfurt a. M., dem Kulturmanager Felix Mauser, dem Friedenskreis Eutin, den Soroptimistinnen-Clubs Cuxhaven und Bad Oeynhausen, dem Inner-Wheel-Club Detmold, der Brücke der Hoffnung e.V., dem Rotary Club Weingarten, Gemeindienst Rotary Club Herford-Widukind, dem Lions Club Köln-Vitellius – Prof. Günther Nogge, dem Lions Club Bad Salzuflen, Stella Bahram, Dr. Gisela Danz, Franziska Grillmeier, Christina Ihle, Melanie Kizenna, Brigitte Kupke, Tobias Sunderdiek, Mariam Wagner, Insa Wilke, Julia Wittgens und Angela von Brill.
Danken möchten wir auch den vielen Prominente, die uns und unsere Arbeit, auch auf Initiative von Roger Willemsens hin, im Laufe dieser unterstützt haben, beispielsweise im Rahmen von vier Spendengala-Abenden mit dem Namen „Senda Bashi – Herzenssachen für Afghanistan“, an denen unter anderem folgende KünstlerInnen teilnahmen: Götz Alsmann, Barbara Auer, Iris Berben, Matthias Brandt, Frank Chastinier, Anke Engelke, Farhad Darya, Pegah Ferydoni, Annette Frier, Dieter Hildebrandt, Franziska Hölscher, Klaus Hoffmann, Gottfried John, Sophie von Kessel, Joachim Król, Hakim Ludin, Bastian Pastewka, Erwin Pelzig, Andreas Rebers, Charlotte Roche, Frank Schätzing, Georg Schram, Gert Scobel, Anna Thalbach, ChrisTine Urspruch, Konstantin Wecker sowie Christoph Waltz.
Liebe Afghanistan-Freundinnen und -Freunde, bitte unterstützen Sie uns auch in Zukunft, damit wir unsere Arbeit erfolgreich weiterführen können und mit unseren Projekten vor allem Kinder und Frauen in Afghanistan gezielt fördern können.