245 Schülerinnen lernen für die siebte Klasse mithilfe des Radios. Unser Team, die Eltern und Dorfgemeinschaften unterstützen sie dabei.
Seit drei Jahren dürfen Mädchen in Afghanistan nicht mehr die weiterbildende Schule besuchen. Afghanistan ist damit das einzige Land, das Mädchen den Zugang zum Menschenrecht auf Bildung verwehrt. Für jede Betroffene hat das fatale Konsequenzen:
„Schulmädchen ohne Hoffnung auf ein besseres Morgen sind wir, Frühlingsblumen, die schon den Herbst erleben“, schreibt uns die 17jährige Zarina, die ihr letztes Schuljahr bis zum Abitur nicht abschließen durfte.
Eine Chance auf alternatives Lernen
Seit dem ersten Tag des fatalen Schulverbots arbeiten wir fieberhaft auf verschiedenen Ebenen dafür, älteren Mädchen unter den gegebenen Bedingungen gefahrlos das Weiterlernen zu ermöglichen. Viele unserer Schülerinnen begannen unter sich Lerngruppen zu bilden. Wir unterstützen sie bestmöglich mit in der Conora-Zeit entwickelte Homeschooling-Materialien für das Selbststudium, durch das Einrichten einer WhatsApp-Hotline und natürlich durch regelmäßige Besuche.
Radio Begum – ein phantastischer Partner
Im November 2023 lernten wir Radio Begum kennen. Die afghanisch-französische Organisation der Journalistin Hamida Aman macht in Afghanistan seit 2020 Radio gezielt für Frauen. In 22 Provinzen Afghanistans ist der Sender auf verschiedenen FM-Frequenzen zu hören und strahlt hier inzwischen Morgen für Morgen Schulunterricht aus. Englisch, Geschichte, Pashto, Dari, Biologie – Buchseite für Buchseite wird streng nach dem offiziellen Curriculum und den landesweiten Schulbüchern für die Klassen 7 bis 12 unterrichtet.
Für Mädchen, die in Städten Zugang zu Strom, Internet und Computer haben können, entstand die Begum-Academy, eine kostenfreie Online-Plattform mit über 22.000 Lernvideos für Mädchen der Klassen 7-12.
„Lernen mit dem Radio gibt uns Hoffnung und Struktur“
Damit Sechstklässlerinnen, die unsere Schulen am 14. März verlassen mussten, eine Chance auf Weiterlernen haben, starteten wir im April das Radio-Pilotprojekt. 245 Schülerinnen erhielten Radio-Lern-Pakete mit einem Radio, Batterien zu seinem Betrieb und allen Schulbüchern, die für das Absolvieren der siebten Klasse notwendig sind. Hefte, Stifte und Schreibmaterialien sind auch dabei.
Regelmäßig stehen wir mit allen Mädchen und ihren Lerngruppen in Kontakt und unterstützen sie bestmöglich. „In unserem Dorf haben wir keinen Strom und kein Internet. Mit dem Radio können wir trotzdem lernen“, berichtet Zuleikha. „Vieles ist für uns schwer. Mathe und Geographie zum Beispiel können wir nicht über Radio lernen. Hier brauchen wir mehr Hilfe. Aber das Programm gibt uns Hoffnung. Wir merken, dass wir nicht alleine sind und wir möchten alles dafür tun, im Dezember die landesweite Abschlussprüfung zu bestehen. Wir sind fleißig, und doch sehnen wir uns zurück in die Schule.“
Eltern, die Gemeinden und ihre Dorfältesten unterstützen das Projekt.
Gemeinsam mit unserem Partner Radio Begum arbeiten wir weiter an alternativen Lernkonzepten. Wir bedanken uns bei allen Spenderinnen und Spendern, die uns Pilotprojekte wie diese mit ihrer Spende ermöglichen!