Vor allem Mädchen nutzen das freiwillige Lernangebot des Afghanischen Frauenvereins in Kunduz, Ghazni und Kabul: Computer, Englisch, Dari und Mathematik – zehn Wochen lang lernen die Kinder an den fünf AFV-Schulen so viel wie nur irgend möglich. 97 Lehrkräfte unterstützen sie dabei.
Für den Schulweg im tiefen Schnee erhält jedes Kind ein Paar Winterschuhe und eine wetterfeste Jacke. Viele haben nur Plastikschlappen.
Kabul 24. Januar 2025. „Es ist die Glitzernde. Ich habe die glitzernde Jacke bekommen!“, ruft Nuria aufgeregt. Wie einen Schatz öffnet die Zweitklässlerin die Verpackung, zieht vorsichtig die neue Jacke an und strahlt über das ganze Gesicht. „So ein großes Geschenk! Jacke, Schuhe, Bücher, Hefte – und unsere Winterschul-Lehrerin, das alles schenkt Ihr uns. Tashakor – Danke!“, ruft sie übermütig.
Nicht nur Nuria, die bisher mit vier Geschwistern eine Jacke teilen musste, ist außer sich vor Freude. „Extreme Armut und Hunger haben in den letzten drei Jahren unter allen Schüler:innen rapide zugenommen“, sagt Homa Abass, Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins. „Damit die Kinder unsere jährlichen Winterkurse sicher erreichen können, ist es inzwischen dringend notwendig geworden, für sie auch Jacken und Schuhe bereitzustellen. Die Kinder laufen teils bis zu zwei Stunden durch Eis und Schnee und die meisten ohne Strümpfe in Plastikschlappen.“
Unterricht für 3.059 Kinder
3.059 Kinder nutzen die kostenlosen Ferien-Lernkurse seit dem 1. Januar in allen fünf Schulen des Afghanischen Frauenvereins. 1.600 Jungen wie Mädchen sind es allein an der Safaa-Schule mitten in einem Armenviertel Kabuls. In 54 Klassen werden 756 Mädchen am Vormittag und 844 Jungen am Nachmittag unterrichtet. In Kunduz nutzen 571 Kinder die Winterkurse. Vor allem Mädchen werden von den Eltern eingeschrieben. Von 350 regulären Schülerinnen der Bazari-Mädchenschule etwa, sind nur fünfzehn nicht zu den Winterkursen angemeldet. „Solange ich zur Schule gehen darf, möchte ich jede Chance nutzen, um hier gemeinsam mit meinen Freundinnen zu lernen. Die Schule ist für mich der schönste Ort auf der Welt“, sagt die elfjährige Fauzia.
Dari, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften
Zehn Wochen lang lernen die Winterkurs-Schülerinnen und Schüler nun Dari, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften. Besonders lernstarke Kinder der Klassen fünf und sechs erhalten Englisch und Computerunterricht. Langsamer lernende Kinder werden besonders gefördert und werden in speziellen Förderklassen auf das notwendige Lernniveau für das nächste Schuljahr gebracht. Dieses beginnt am 22. März.
Ein warmer Ort in kalten Wintertagen
„Bei uns zuhause ist es jetzt sehr kalt“, erzählt die siebenjährige Rabia. „Unser Holz reicht nur morgens für das Zubereiten von Tee und für die Suppe am Abend. Wenn ich dann in das Klassenzimmer mit dem Ofen komme, werden mein Herz und meine Füße ganz warm. Dann möchte ich am liebsten den ganzen Tag hier bleiben.“
Ab Klasse 7 Home-Schooling
Ihre ältere Schwester Nazifa musste die Schule wie alle Mädchen in Afghanistan nach der sechsten Klasse verlassen. Nazifa lernt seitdem mit Freundinnen und einem Radio-Lern-Paket des Afghanischen Frauenvereins zuhause weiter. „Das Lernen über Buch und Radio funktioniert nicht in allen Fächern gut“, berichtet die betreuende Lehrerin. „Mathematik ist schwer, wenn man es nicht an der Tafel im Entstehen nachvollziehen kann. Wir unterstützen so gut wir können und die Prüfungsergebnisse der Mädchen sind überraschend gut. Jedes Mädchen möchte weiterlernen und jedes Mädchen wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sich die Gymnasien in Afghanistan auch wieder für sie öffnen mögen.“
Wir bedanken uns bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die unsere Bildungsprogramm in Afghanistan durch ihre Spende möglich machen!